Neuer Mobilfunkstandard – Was ist 5G?
5G ist die nächste Generation des Mobilfunkstandards und der Nachfolger von 4G (LTE). Dabei ist der Sprung von 4G zu 5G um einiges revolutionärer als 2011 der Sprung von 3G zu 4G.
Was ist der neue Mobilfunkstandard 5G?
Mit einer bis zu 100 mal schnelleren Datenübertragung als bisher, gilt 5G als ein Meilenstein der Digitalisierung. Anders als bei 4G, stehen weniger die Privatnutzer im Fokus, sondern die Industrie. Vieles, was bislang nach weit entfernter Zukunftsmusik klang, wird schon bald alltagstauglich sein. Schlüsseltechnologien wie autonomes Fahren profitieren von den extrem hohen Übertragungsraten und verkürzten Latenzen mit 5G. Die Latenz beschreiben die Reaktionsgeschwindigkeit, zwischen der Signalübertragung und der Signalverarbeitung. Stellen Sie sich vor, ein selbstfahrendes Auto fährt mit hoher Geschwindigkeit auf ein Stauende zu, hier entscheidet jeder Bruchteil einer Sekunde darüber, ob das Auto rechtzeitig abbremst oder auffährt. Mit 5G werden nicht nur die Signale des eigenen Autos schnell verarbeitet, sondern auch Informationen von umliegenden Autos erfasst. Durch diese Vernetzung, bekommt das Auto Informationen zum Stau, bevor dieser überhaupt zu sehen ist.
Internet der Dinge: 5G vernetzt ganze Fabriken
Selbstfahrende Autos sind bei weitem nicht die einzige Technologie, die miteinander vernetzt werden kann. Der Grundgedanke verschiedene Geräte miteinander zu vernetzen, ist spätestens seit Smart Home ein alter Hut. Mit 5G können nun hunderttausende Geräte miteinander verbunden werden. Die Möglichkeiten die sich daraus ergeben, erreichen neue Sphären: Die Industrie 4.0 oder Smart Industry. Die Kommunikation läuft in Echtzeit, ist wenig fehleranfällig und dadurch sehr zuverlässig. Gleichzeitig ermöglicht die umfangreiche Vernetzung verschiedenster Unternehmensbereiche flexible Produktionslinien. Bisher ist es üblich wochenlang nur ein Produkt zu fertigen, bevor ein anderes in die Produktion gehen kann. Zusammengefasst wird es künftig also möglich sein, nicht nur einen Produktionsschritt zu optimieren, sondern die gesamte Wertschöpfungskette. Experten sehen in 5G den Treibstoff für neue Technologien, die bis dato von langsamen Übertragungsraten und Latenzen ausgebremst wurden.
Was bedeutet 5G für den Privatnutzer?
Für den Privatnutzer bietet 5G eine enorme Geschwindigkeit und stabilere Verbindung. Eine 5G-Funkzelle kann deutlich mehr Nutzer fassen, ohne Leistung einzubüßen. Eine 4G-Funkzelle kann bisher etwa 200 Geräte mit dem Internet verbinden. Wenn alle Geräte gleichzeitig genutzt werden, ist die Leitung maximal ausgelastet und die mobilen Daten sind nur mit gedrosselter Geschwindigkeit nutzbar. Ein weiterer Vorteil von 5G ist, dass der Wechsel von der einen in die andere Funkzelle schneller und ohne merkliche Störungen verläuft. Zukünftig werden sogar Filme in 4K-Qualität auf dem Smartphone problemlos abrufbar sein. Auch Anwendungen die Virtual Reality oder Augmented Reality nutzen, profitieren in ihrer Performance durch den neuen Mobilfunkstandard.
Was passiert mit den bisherigen Netzen?
Es gibt Befürchtungen, dass die bisherigen Netze durch 5G schlechter werden. Zum Teil wird es tatsächlich Einschränkungen geben, vor allem die UMTS-Netze (3G) wird es treffen. Diese werden 2020 zugunsten von 5G vermutlich abgeschaltet. Frequenzen sind eine knappe Ressource für Netzbetreiber, weshalb die langsameren Netze zugunsten der Neueren komplett oder zum Teil abgeschaltet werden. Das GSM-Netz (2G), welches hauptsächlich zum Telefonieren und für SMS dient, wird in diesem Zuge zwar nicht komplett abgeschaltet. Doch zukünftig werden diesem nur wenige Frequenzen zur Verfügung stehen. Das LTE-Netz bleibt unberührt und wird wie gewohnt weiterbetrieben.
Wer vergibt die 5G-Netze und an welche Netzanbieter?
Die Frequenzen für das 5G-Netz werden von der Bundesnetzagentur vergeben. Sie ist unter anderem dafür verantwortlich, dass sich verschiedene Frequenzbereiche wie Radio oder Polizeifunk nicht in die Quere kommen. Nach bisherigem Stand werden die 5G-Frequenzen Ende März 2019 versteigert. Ein genauer Termin steht noch nicht fest. Zur Teilnahme an der Versteigerung haben sich vier Netzbetreiber gemeldet: Vodafone, Telefónica Deutschland, United Internet und die Deutsche Telekom. Welche Summe dabei rumkommen wird, ist noch offen. Die 50 Milliarden Euro bei der Versteigerung des UMTS-Netzes im Jahr 2000 werden es vermutlich nicht werden. Das Bundesfinanzministerium geht lediglich von fünf bis zehn Milliarden Euro aus, welche dann in deutsche Staatskasse fließen. Mit dem Geld soll die digitale Infrastruktur im Land ausgebaut werden, vor allem das Glasfaser-Netz soll erweitert werden.
Glasfasernetz: Kein Weg führt daran vorbei
Für die flächendeckende Versorgung mit 5G ist der Ausbau des Glasfasernetzes unausweichlich. Die Sendemasten die für den neuen Mobilfunkstandard genutzt werden sollen, müssen an das Glasfasernetz angeschlossen sein. Die Kosten hierfür sind noch schwer abzuschätzen, gehen aber in den Milliardenbereich. Der Telekom, Vodafone, Telefónica und United Internet wird unter anderem auferlegt, den Netzausbau voranzutreiben. Der Fokus soll vor allem auf den ländlichen Gebieten liegen, nicht nur auf den Städten. Denn abseits der Ballungszentren fehlt immer noch der Zugang zu schnellem Internet. Dabei ist die Landwirtschaft ein Bereich, in dem die Nutzung von 5G interessant sein wird. Voraussetzung hierfür ist ein flächendeckendes Netz. Inwieweit die Netzbetreiber am Ausbau beteiligt werden, wird derzeit noch ausgehandelt.
Industrie der Zukunft mit eigenem 5G-Netz
Im produzierenden Gewerbe wird das öffentliche 5G-Netz aufgrund komplexer Prozesse nicht genügen. Alle Arbeitsschritte in der Industrie 4.0 sind eng miteinander verzahnt und eventuelle Störungen können die gesamte Produktion lahmlegen. Zudem kommen Bedenken beim Schutz unternehmensinterner Daten hinzu. Um einen reibungslosen Ablauf und absoluten Datenschutz zu gewährleisten, wird überlegt lokale 5G-Netze an Unternehmen zu vergeben. Wie das genau ablaufen soll, ist noch nicht geklärt. Die Netzbetreiber arbeiten bereits an entsprechenden Geschäftsmodellen, welche die Bedürfnisse der Branchen berücksichtigen. Die Bundesnetzagentur verfolgt hingegen die Idee, selber Frequenzen für lokale 5G-Netze an Unternehmen zu vergeben. Dies würde dann über ein Antragsverfahren laufen.
Ist 5G schädlich?
Ärzte haben Bedenken über eine zu hohe Strahlenlast geäußert. Die Frequenzen der bisherigen Mobilfunkstandards liegen zwischen 3,4 und 3,7 Gigahertz. Für 5G werden diese stärken zunächst beibehalten, wobei in einigen Jahren Antennen mit 26 GHz funken sollen. Kritisiert wird in erster Linie, dass es für diesen Frequenzbereich kaum Studien zu den Auswirkungen auf Lebewesen gibt. Dem entgegenzuhalten ist, dass Studien zu den aktuell genutzten Frequenzen keine eindeutigen Ergebnisse zum Einfluss auf die Gesundheit liefern. Aus diesem Grund sieht weder die Bundesregierung noch die EU einen Anlass, 5G als gefährlich einzustufen. Wer trotzdem Sorge hat, kann die tägliche Menge Strahlen mit einfachen Tricks minimieren. Wenn Sie beim Telefonieren die Freisprechanlage oder ein Headset nutzen, bekommen Sie weniger direkte Strahlung ab. Vor dem zu Bett gehen, können sie für die Nacht den Flugmodus ihres Smartphones einstellen und das WLAN abschalten. Im Schlaf ist Erreichbarkeit nebensächlich.
5G braucht noch Zeit
Viele Fragen sind noch offen oder unzureichend beantwortet. Doch nicht nur seitens der Politik — die betreffenden Branchen wie die Autoindustrie müssen 5G erst noch ausgiebig erforschen, bevor neue Technologien in der freien Wirtschaft zum Einsatz kommen. Wer in fünf Jahren selbstfahrende Autos erwartet, wird vermutlich enttäuscht sein. Bis sich die tiefgreifenden Prozesse etabliert haben, sind noch viele Zwischenschritte nötig.