Welche Geräte sind von der Umstellung auf IP betroffen?
Die Umstellung von ISDN auf All-IP betrifft nicht nur die Telefonie, sondern auch viele Anschlüsse und Geräte, an die man im ersten Moment nicht denkt. Hausnotruf und EC-Terminals sind nur zwei Beispiele. Das Wichtigste vorneweg: Nicht alle Geräte sind nach der Umstellung unbrauchbar.
Pauschal lässt sich leider keine Aussage darüber treffen, welche Gruppe von Geräten einfach weiterverwendet werden kann, und welche unbrauchbar wird. Welche Endgeräte genau betroffen sind und wie Sie überprüfen können, ob diese weiterverwendet werden können, erfahren Sie hier.
Der Router muss IP-fähig sein
Der IP-Standard beruht auf dem sogenannten „Internet Protocol“. Daher liegt es nahe, sich vor der Umstellung im ersten Schritt den Router anzuschauen. Dieser muss IP-fähig sein, um All-IP generell nutzen zu können. Aus technischer Sicht heißt dies, dass ein modernes DSL-Modem und eine Telefonanlage integriert sein müssen. Da es keine einheitliche Bauart von Routern gibt, kann man keine generelle Aussagen über die Ausstattung treffen. Ein Blick in die Anleitung oder eine Suchanfrage bei Google verschaffen meist Klarheit. Erfragen Sie die Informationen alternativ bei den Herstellern direkt.
Nach Aussage der Telekom sind alle neueren Router bereits für All-IP gerüstet. Es sind hauptsächlich ältere Modelle, die ausgetauscht werden müssen. Neben dem bekannten Speedport Routern der Telekom bietet AVM mit der Fritzbox eine große Auswahl an geeigneten Geräten.
Bedenken Sie vor einem Neukauf, welchen Funktionsumfang und welche Telefonanlage Sie verwenden möchten. So sind viele Router bereits mit einem S0-Bus ausgestattet, der es weiterhin ermöglicht, ISDN-Telefone oder ISDN-Telefonanlagen zu nutzen.
Telefon
Ähnlich wie bei Routern sind neuere Telefonanlagen oftmals Hybride, welche sowohl ISDN als auch Internettelefonie unterstützen. In diesem Fall wird ein sogenannter SIP-Trunk benötigt, welcher ISDN-Signale in VoIP umwandelt. Die vielen Vorteile, welche die Umstellung auf All-IP mit sich bringt, können jedoch nur zu einem geringen Teil genutzt werden. Unternehmen, die weiterhin auf die ISDN-Technik setzen, sollten auf nicht vergessen, dass es zukünftig immer weniger Ingenieure und Techniker geben wird, die sich mit dieser Technik auskennen und auftretende Probleme beheben können. Hinzu kommt, dass Ersatzteile in Zukunft knapper und somit teurer werden.
Für einen sanften Übergang zu All-IP ist das SIP-Trunking jedoch eine gute Zwischenlösung, da insbesondere komplexe Telefonanlagen größerer Unternehmen nicht von einem Tag auf den nächsten auf die neue Technologie umgestellt werden können. Bereits vorhandene TK-Anlagen müssen aber auch nicht sofort ausgetauscht werden.
Hoffnung für Wählscheibentelefone
Kunden mit einem alten Tarif, der seit jeher nur einen Festnetzanschluss bietet, werden auch nach der Umstellung auf IP problemlos analoge Telefone nutzen können. Dies schließt selbst Modelle mit einer Wählscheibe ein. Stecken Sie das Telefon direkt an die TAE-Dose an. Die Sprachsignale werden laut Telekom dann nachgelagert in IP umgewandelt. Wer vorher keinen Router besaß, muss sich also nicht zwingend einen neuen kaufen, um weiterhin telefonieren zu können. Wenn Sie jedoch planen, zukünftig das Internet zu nutzen oder Funktionen, die nur über das Internet funktionieren, benötigen Sie die entsprechende hardware.
Faxgeräte
Zwar funktionieren Faxgeräte auch mit dem IP-Standard noch, aber die Übertragung ist anfälliger für Fehler. Das liegt daran, dass zum Faxen verschiedene Protokolle zum Einsatz kommen und diese nicht von jedem Gerät unterstützt werden. Die Umstellung des Faxgerätes auf das VoIP-Fax-Protokoll T.38 verbessert zwar die Qualität der Übertragung, doch bleibt diese weiterhin störanfällig. Bei der Sprachübertragung mittels VoIP können kleinere Verluste von Datenpaketen dank Korrektursystemen im Hintergrund überbrückt werden, sodass die Gesprächspartner nichts davon mitbekommen. Beim Verlust von Daten eines Faxes entstehen jedoch Lücken, die nicht einfach getilgt werden können. Unleserliche Faxe oder Empfangsabbrüche sind die Folge.
Hausnotrufsysteme
Wichtig zu wissen:
Damit auch nach der Umstellung auf IP ein Notruf während eines Stromausfalles abgesendet werden kann, muss jedes Gerät, das mit dem Hausnotruf verbunden ist, Zugang zu einer Notstromversorgung beispielsweise einem Akku haben. Ohne Strom funktioniert die neue Technik nicht.
Viele Hausnotrufsysteme sind mittlerweile recht alt. Die meisten Systeme sind heute noch mit analogen Anschlüssen ausgestattet. Diese müssen vor der Umstellung ausgetauscht werden. Es ist ratsam, sich frühzeitig mit dem Hersteller in Verbindung zu setzen. Für den Fall, dass Ihre komplette Anlage gegen eine IP-fähige ersetzt werden muss, tragen Sie in der Regel die Kosten für die neuen Endgeräte. Der TK-Anbieter wird lediglich die Aufwendungen für den IP-Anschluss tragen.
Bei Hausnotrufsystemen gibt es neben den Anlagen, die ISDN und IP nutzen, eine weitere Alternative: Einige Hersteller bieten Modelle an, die zur Übertragung des Notrufs das Mobilfunk nutzen. Diese Anlagen können gerade in Regionen, die noch nicht an ein schnelles und stabiles Internet angebunden sind, eine gute Lösung sein. Hausnotrufsysteme mit Mobilfunk können daher auch als weitere Fallback-Lösung dienen.
Alarmanlagen und Aufzugnotrufsysteme
Wie bei den anderen Sicherheitssystemen gilt bei Alarmanlagen und Aufzugnotrufsystemen ebenso: Setzen Sie sich mit dem Dienstanbieter in Verbindung. Stellt sich heraus, dass Ihre Anlagen bereits kompatibel für das Next-Generation-Netzwerk sind, stellt die Umstellung kein großes Problem dar. Für den Fall eines Stromausfalls sollten Sie die gleichen Vorkehrungen treffen wie bei den Hausnotrufsystemen.
EC-Terminals
EC-Terminals gibt es in zwei Varianten. Zum einen Modellen, die mit Mobilfunk arbeiten. Zum anderen funktionieren viele EC-Terminals mit Anschlüssen ins ISDN-Netzwerk. Wird Ihr EC-Terminal über das Mobilfunk betrieben, können Sie der Umstellung auf IP gelassen entgegen sehen. Anders sieht es jedoch bei den älteren EC-Terminals aus. Oft muss hier im Zuge der Umstellung die Software neu konfiguriert werden. Falls das EC-Terminal jedoch nicht für den IP-Standard ausgerüstet ist, bleibt Ihnen nur der Austausch des Gerätes.
Fazit: Keine Angst vor der IP-Umstellung!
Das klingt zunächst nach sehr vielen Geräten, die potentiell von der Umstellung auf IP betroffen sein könnten. Da ist es verständlich, dass viele Unternehmen Bedenken haben und zusätzliche Kosten für benötigte Endgeräte befürchten. Die Abschaltung von ISDN bietet Ihnen aber auch die Chance, sich nach neuen günstigeren Anbietern und besseren Tarifen umzusehen. Der perfekte Anlass, sich zu informieren.